ARCH-Vet Bericht 2022

ARCH-Vet Bericht (PDF)

 

Nachdem in den letzten Jahren nur kleine Rückgänge zu verzeichnen waren, gab es bei der vertriebenen Gesamtmenge von Antibiotika von 2021 auf 2022 mit 12% eine grössere Reduktion (Abb.1.1). Die Grafik zu den Präparaten für Nutztiere sieht fast identisch aus. Der Verbrauch von kritischen Antibiotika in der gesamten Veterinärmedizin sank sogar um 40%. Ein grosser Anteil daran hat die Reduktion von Makroliden (Abb.1.2). Dies kann im Zusammenhang mit einem geringeren Verbrauch von CAS® stehen. Die orale Verabreichung von Antibiotika macht mengenmässig immer noch den grössten Anteil aus (52%) und da ist auch die grösste Reduktion zu verzeichnen. Gleichzeitig nahm die vertriebene Wirkstoffmenge bei parenteral verabreichten Präparaten von 2017 bis 2021 zu (Tab. 1.1.), was auf eine gezieltere Behandlung von Einzeltieren anstelle ganzer Tiergruppen hinweist.

Betrachtet man die Vertriebsmengen von Antibiotika aufgeteilt nach Applikationsart (2013-2022), so wird ersichtlich, dass die Anzahl verwendeter Trockensteller von 2020 auf 2021 minim abgenommen, im letzten Jahr aber wieder zugenommen hat. Im Jahr 2022 wurden die Zitzenversiegler bei Gruyère AOP Switzerland verboten. Der Verbrauch von intramammären Präparaten ist in etwa gleichgeblieben.

Positiv zu werten ist, dass die Reduktion der Antibiotikavertriebsmengen nicht nur auf den Rückgang der Nutztierbestände zurückzuführen ist, sondern dass auch pro Kilogramm Nutztier weniger Antibiotika eingesetzt wurden.

Aufgrund der Daten ist es nur beschränkt möglich, präzise Aussagen für die Rinder zu machen. Die meisten Präparate sind für mehrere Tierarten zugelassen. Ausserdem werden unterschiedliche Dosierungen zwischen den Antibiotikaklassen nicht beachtet.

Alte Wirkstoffe wie Penicillin müssen meist höher dosiert werden als moderne Präparate mit Reserveantibiotika. Trotzdem ergeben die Daten eine gute Aussage, da sie seit Jahren in dieser Form gesammelt werden und so Trends ersichtlich sind.

Da aber intramammäre Präparaten zu einem überwiegenden Teil für Rinder benutzt werden, kann hier die Aussage gemacht werden, dass noch Verbesserungspotential vorhanden ist. Auch im europaweiten Vergleich ist die Schweiz Spitzenreiterin. Man kann kritisch hinterfragen, wie weit sich die Schweiz dem Ausland anpassen möchte. Der Verbrauch zeigt auch, wie wichtig unseren Landwirten die Kühe sind und wie viel sie bereit sind für deren Gesundheit auszugeben. Das Ziel muss deshalb sein, gemeinsam den Schwerpunkt auf die Prävention von Euterentzündungen zu legen, sodass es den Kühen gut geht, die Landwirte mehr verdienen und der Antibiotikaverbrauch gesenkt wird. Häufig sind Euterprobleme gerade auf Herdenebene komplex und multifaktoriell. Das macht sie aber auch zu einer spannenden Herausforderung.

Beim Trockenstellen ist der Wurm drin, umso mehr nach dem Verbot von Zitzenversieglern durch Gruyère AOP und einzelne andere Abnehmer. Das ist schade, denn bei korrekter Anwendung stellt ein Zitzenversiegler für die Käseproduktion kein Problem dar. Zudem wird häufig argumentiert, dass bei der Therapie eines Galtviertels deutlich mehr Antibiotika eingesetzt werden und mit einer schlechteren Prognose, als beim antibiotischen Trockenstellen. Diese Argumentation ist verständlich, doch kommen wir nicht darum herum, dass der prophylaktische Verbrauch von Antibiotika verboten wurde. Es gilt sich so gut als möglich anzupassen, damit uns Trockensteller zur Therapie von chronischen Euterentzündungen und bei Bestandesproblemen erhalten bleiben.

Wir bleiben beim Thema Mastitis: Im Jahr 2022 wurde ebenfalls die Antibiotikaresistenz bei bovinen Mastitis-Erregern untersucht, nämlich bei Streptococcus dysgalactiae und Koagulase-negativen Staphylokokken. Dazu wurden Isolate von universitären, kantonalen und privaten Veterinärdiagnostiklaboratorien in der Schweiz an das ZOBA eingesandt und dort mittels Mikrodilutionsverfahren auf ihre antimikrobielle Resistenz untersucht. Alle Isolate stammen von klinisch erkrankten Tieren, unabhängig vom Vorbehandlungsstatus.

Bei 81 S. dysgalactiae-Isolaten wurden keine nennenswerten Resistenzen festgestellt, first-line bleiben nach wie vor Benzylpenicilline (siehe Therapieleitfaden StAR).

Insgesamt wurden 101 Koagulase-negative Staphylokokken-Isolate (34 x S.xylosus, 24 x S.sciuri, 17 x S.chromogenes und weitere) untersucht. Eine moderate Resistenzrate gegen Penicilline (22.8%) wurde festgestellt. Dies erfordert erhöhte Aufmerksamkeit und weitere Überwachung. First Line nach StAR sind Benzylpenicillin-Aminoglykosid Kombinationen und second line ist Ampicillin (in der Schweiz nur in Kombination mit Clavulansäure erhältlich). Es ist wichtig zu erwähnen, dass bei diesen Erregern häufig eine Selbstheilung stattfindet. Es wird empfohlen, nur bei mehrmaliger Zellzahlerhöhung und/oder klaren klinischen Anzeichen einer Entzündung (Flocken, vergrössertes Viertel, …) antibiotisch zu behandeln. Mit einer restriktiven Vorgehensweise bezüglich Behandlung kann einer weiteren Resistenzentwicklung vorgebeugt werden.

Für die Aufklärung von Euterproblemen steht auf unserer Website Material zur Verfügung und wir beraten auch gerne persönlich.

 

 

 

 

 

 

Quelle deutsch/französisch:

ARCH-Vet Bericht 2022: Vertrieb (admin.ch)/ Distribution (admin.ch)

Anwendung Zitzenversiegler : Eutergesundheit | RGD (rgs-ntgs.ch)/ Santé de la mamelle | RGD (rgs-ntgs.ch)

Therapieleitfaden StAR : Antibiotic-Scout: www.antibioticscout.ch - Antibiotika-Scout (uzh.ch)

 

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