«Pink eye  - alle Jahre wieder …»


Abb. 1: … soll das die Lösung sein?
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Die infektiöse bovine Keratokonjunktivitis (IBK, Weidekeratitis), bekannt auch als «Pink eye», ist die bedeutsamste Augenerkrankung bei Rindern. Sie verursacht weltweit erhebliche wirtschaftliche Einbussen und ist in Bezug auf das Tierwohl von grosser Bedeutung.

Das Erregerspektrum der Erkrankung ist noch nicht abschliessend untersucht: Moraxella bovis gilt als der Primärerreger, doch auch Mycoplasma spp., bovines Herpesvirus 1 (BHV-1) und Chlamydophila werden bei der Ätiologie der IBK diskutiert.

 

 

 

IBK tritt gehäuft im Sommer auf, wenn die Tiere auf der Weide sind. Betroffen sind vor allem Rinder im Alter zwischen 80 und 130 Tagen (Abb. 2). Die Inzidenz ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich und einige Betriebe sind deutlich stärker betroffen als andere. Die Gründe dafür sind nicht klar.

Zunächst fallen bei erkrankten Tieren ein erhöhter Tränenfluss, Bindehautentzündung mit Lichtscheue und Lidkrampf (Blepharospasmus) auf.  Später kommt es zu einem Ödem und Trübung der Kornea und einer Gefässeinsprossung, selten Durchbruch und Erblindung (Abb. 3).

 

 

 


Es gibt mehrere Risikofaktoren, welche zu einem gehäuften Vorkommen führen: starkes Sonnenlicht (hohe UV-Bestrahlung), hohe Tierdichte, hoher Fliegendruck, mangelnde Biosicherheit und eine hohe Staubbelastung im Stall. Als präventive Massnahmen können diese Risikofaktoren minimiert werden. Bei den Risikofaktoren ist neben der Vermeidung einer hohen Tierdichte die Bekämpfung der Fliegen von grosser Bedeutung. Eine Fliegenbekämpfung setzt sich aus Massnahmen gegen Fliegen in der Umgebung und dem Schutz der Tiere zusammen. In der Umgebung der Tiere können chemische Mittel eingesetzt und die Entwicklung der Fliegen durch die Zerstörung der Brutplätze gehemmt werden. Die Tiere können zudem mit einer speziellen Ohrmarke oder mit Spot-on Präparaten vor den Fliegen geschützt werden.

 

 

Eine weitere Möglichkeit wäre, wie bei Pferden häufig verwendet, das Tragen eines Fliegenschutzes über die Augen (Abb. 1). Das Auge wird so vor UV-Licht und Staub geschützt. Es entstehen so auch keine Läsionen, welche häufig der Ausgangspunkt einer Infektion sind. Fliegen, die die Erreger übertragen, können nicht an die Augen gelangen.

Zusätzlich kann eine Impfung eingesetzt werden. Die Impfung (PILIGUARD® Pinkeye-1) sollte drei bis sechs Wochen vor Weidegang durchgeführt und muss jährlich wiederholt werden. Es ist zu bedenken, dass die Impfung nicht vollständig vor einer Infektion schützt, sie jedoch den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflusst. Es können auch stallspezifische Impfstoffe produziert werden. Somit ist eine Impfung nur eine Massnahme von vielen, um schwere Ausbrüche zu verhindern.   

Moraxella bovis ist empfindlich gegenüber einer Vielzahl unterschiedlicher Antibiotika (z. B. Tetrazyklin, Florphenicol, Penicillin). Das einzige in der Schweiz speziell gegen M. bovis zugelassene Antibiotikum ist Tulathromycin. Da es sich jedoch dabei um ein kritisches Antibiotikum handelt, sollte es nicht "first line" eingesetzt werden, sondern nur nach Antibiogramm, wenn Resistenzen gegen andere weniger kritische Wirkstoffe auftreten. Eine lokale Behandlung ist zwar möglich, doch bei zahlreichen erkrankten Tieren und angesichts der Notwendigkeit einer täglich mehrmaligen Behandlung häufig nicht praktikabel. Grundsätzlich gilt es, die Kosten, die Verfügbarkeit von Präparaten und die Praktikabilität abzuwägen. Entzündungshemmer können zusätzlich verabreicht werden. Eine Behandlung ohne Antibiotika ist derzeit nicht bekannt. Als weitere Massnahme sollten die Tiere separiert und in einer schattigen Umgebung gehalten werden. Stets gilt es zu berücksichtigen, dass Tiere mit beidseitiger Erkrankung u. U. orientierungslos sind – die Versorgung mit Wasser und Futter muss dann sichergestellt werden.

 

Referenzen

Antibiotic-Scout: Rind: Infektiöse bovine Keratokonjunktivitis ("Pinkeye") - Therapieleitlinien (uzh.ch)

Snowder, G.D., Van Vleck, L.D., Cundiff, L.V., Bennett, G.L., 2005. Genetic and environmental factors associated with incidence of infectious bovine keratoconjunctivitis in preweaned beef calves1. Journal of Animal Science 83, 507-518.

 

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